Im 18. Jahrhundert erlebte unser Land eine Blüte des Barock- und Rokoko-Stils. Eine große Zahl von kirchlichen Neubauten geht auf diese Epoche zurück; noch mehr gotische Kirchen wurden diesem neuen Baustil entsprechend im Inneren umgestaltet: auch die Kirche von Trens in den Jahren 1753-54, nachdem schon 1726-27 die Gnadenkapelle errichtet worden war. Auf Gabriel Fraissl folgten die Dekane Michael Peisser (1661-85), Elias von Vesmayr (1685-1705), Andreas Ziegler (1705-15), Anton Fraissl (1715-20), sodann für drei Jahre Ferdinand Graf von Sarnthein, hierauf sein Bruder Josef Leopold (bis 1725). Länger wirkte dann Johann Graf von Recordin (1725-1740), der mit dem Bau der Gnadenkapelle begann und dazu den Baumeister Matthias Rangger gewann, der in Anlehnung an den hochbarocken Bau der Marienkapelle von Neustift bei Brixen (von Joh. Delaia, 1695) einen kleinen Zentralbau schuf. In den vier Feldern der laternengekrönten Kuppel sind Darstellungen aus dem Marienleben, gemalt al fresco von Innozenz Wärath (Warati), Stadtmaler von Burghausen an der Salzach, dessen Familie aus Trens stammte. Neben ihm arbeitet als Vergolder und Dekorationsmaler Elias Warat. Die Kapelle ist auch reich mit plastischem Schmuck ausgestattet: auf dem Gesims über dem Gnadenaltar sind vier liegende Gestalten (Lindenholz, in Alabastermanier gefasst), darstellend die Vorahnen Mariens, Adam, Noe, Patriarch Jakob, David, sowie vier Engel, geschnitzt von Josef Conrad Wieser. Der noble Marmoraltar ist ein Werk des Cristoforo Benedetti, hergestellt in Innsbruck, wo er zusammen mit seinem Bruder (beide aus Mori/TN) an den Altären der Jakobskirche tätig war. Stifter des Altares war der Freiherr Andreas von Sternbach aus Mareit.
Am Ostermontag, dem 29. März 1728, wurden Altar und Kapelle vom Brixner Weihbischof Ferdinand Joseph von Sarnthein geweiht. Am darauffolgenden Tag fand die feierliche Übertragung des Gnadenbildes in einer großen feierlichen Prozession statt. Diese wurde auf einer kulturhistorisch höchst interessanten Tafel von Innozenz Barat festgehalten. Das Gnadenbild selbst, aus Zirbelholz geschnitzt, die Rückseite gehöhlt, zeigt Maria, gekrönt mit einem kleinen Diadem, bekleidet von einem blümchenverzierten Mantel. Sie hält das Kind in den Armen, das mit seiner linken Hand nach dem weißen Schleier der Mutter greift, die Rechte ausgestreckt zu den Pilgern und diese milde anlächelnd.
Der Bildschnitzer Ivo Strigl aus Memmingen, der laut eines süddeutschen Gelehrten die Marienfigur etwa um 1470 geschaffen hat, stand unter dem Eindruck des 1458 fertiggestellten Flügelaltares von Hans Multscher in der Sterzinger Pfarrkirche „Unsere liebe Frau im Moos“ (Vill). Heute ist das Gnadenbild bekleidet, ein Brauch, der vom Dekan Gabriel Fraissl eingeführt worden war und bis heute beibehalten wurde. 1866 dachte man daran, die Statue zu entkleiden und in der ursprünglichen Form (Originalfassung des 15. Jh. mit später aufgemalten Blumen) ohne Zier aufzustellen (auch 1952). Selbst nach der behutsamen Reinigung der Statue durch Restaurator Giancarlo Pocher, Brixen, im Jahr 1985, die eine makellose Farbgebung erbrachte, dachte niemand daran, das Gnadenbild ohne die liebgewordenen Kleider, die zu den Festen gewechselt werden, aufzustellen
Wie bei der berühmten Marienwallfahrt von Aachen sind auch für die Trenser Madonna zahlreiche gestiftete Kleider vorhanden, u.a. von einer Königin von Polen (wohl Eleonore, Schwester Kaiser Leopolds I., die als verwitwete Polenkönigin den Herzog von Lothringen, zeitweiligen Stadthalter von Innsbruck, geheiratet hatte). Dem Gnadenbild wurden Kleider und Krone, Geschmeide und Schmuck geschenkt. Als letztes wurde ein rötliches Kleid im Jahre 2014 gestiftet.
kapelle angebracht. Die deutlichste Sprache, unmittelbar und eindringlich, sprechen aber die Votivtafeln, von denen noch viele erhalten sind. Bei den in der Kirche verbliebenen Votivtafeln fällt die Zahl jener auf, die von sog, „Zeichenkindern“ berichten. Es herrschte damals an mehreren Marienwallfahrten unserer Diözese der Brauch, dass totgeborene Kinder vor das Gnadenbild gebracht wurden, manchmal aus weiter Ferne, damit sie durch die Fürbitte Mariens für kurze Zeit zum Leben erweckt würden, daraufhin getauft und in geweihter Erde beigesetzt werden konnten. Zur „Trenser Mutter“ hatten die Leute besonderes Vertrauen. Die Begleiter kamen mit brennenden Kerzen, das Kind wurde auf den Altar gelegt und gerieben, wenn dann Lebenszeichen beobachtet werden konnten (Wechseln der Hautfarbe, Blutungen, Öffnen des Mundes und der Augen), glaubten die Pilger sich erhört, weil das Kind „gezeichnet“ hatte. Der eilends herbeigerufene Pfarrer oder auch Mesner konnte dann das Kind bedingungsweise taufen. Weil sich derartige Kindestaufen häuften, befasste sich 1683 auch die Diözesanleitung, das fürstbischöfliche Ordinariat, damit und verbot die Taufen totgeborener Kinder; die Pfarrer von Stilfes, Brixen und Münster im Unterinntal wurden ebenfalls verständigt, weil auch dort angeblich Missbräuche bestanden. Das Verbot bewirkte aber große Verwunderung im Volke, dem die himmlische Seligkeit der unschuldigen Totgeborenen sehr am Herzen lag. Daraufhin wurde dem Dekan Peisser die Erlaubnis erteilt, unter gewissen Bedingungen auch weiterhin solche Taufen zu spenden, wobei sich auch Dekan Elias von Vesmayr und sein Pfarrmesner auf die „Mirakeltafel“ – das ist ein gemalter Wunderbericht – berufen konnten. Aus dem Jahr 1812 ist die Tafel eines Zeichenkindes erhalten: „Durch die Anrufung dieser Gnadenmutter haben mir //Alle unsre Kinder zur Taufe gebracht.“